splibs...

...ist ein Zusammenschluss von kreativen Menschen, die keine Lust auf konventionelle Vermarktungswege haben und ihr Schaffen auf dieser Plattform präsentieren.

Donnerstag, 13. Mai 2010

[MU] Melissa auf der Maur - Out of our Minds


Sie war Bassistin bei Hole und den Smashing Pumpkins, und hat vor mittlerweile sechs Jahren ihr Solodebüt veröffentlicht - "Auf der Maur" war ein vielschichtiges und melodiöses Rockalbum, wobei man dort immer den Eindruck hatte, dass sie weit bessere Musik machen könnte, aber es irgendwie nicht auf die Reihe bekommt. 
Nun steht der lang erwartete Nachfolger "Out of our Minds" (OOOM) in den Regalen, und, um es gleich vorweg zu nehmen, übertrifft sämtliche Erwartungen. 

Die rothaarige Musikerin schafft es, treibende Basslinien und ausufernde Gesangsmelodien wunderbar unter einen Hut zu bringen, man hört den Songs den reichhaltigen Erfahrungsschatz ihrer Schöpferin an. Glasklar produzierte Lieder voller Dunkelheit und Eleganz, getragen von einer ebenso ungewöhnlichen, wie wohlklingenden Stimme. So ist beispielsweise "Isis Speaks" ein in erster Linie wave-lastiger Rocksong, der durch Melissas Harmoniegesang eine fast schon ätherische Note bekommt.

Auf der Maurs Musik besitzt etwas, das vielen heutigen Produktionen fehlt: Raum zum Atmen. Sie lässt sich oft Zeit, verzichtet bisweilen sogar ganz auf Gesangsparts ("Lead Horse"), ohne jedoch den Faden zu verlieren. Die im Kern relativ straighten Arrangements zeichnen sich durch genau die kleinen Gemeinheiten und Widerhaken aus, die viele der so hochgejubelten Bands unserer Tage nicht einzubauen in der Lage sind.

Ein absoluter Höhepunkt ist ihr Duett mit Glenn Danzig: "Father's Grave". Ein dunkler Song über Tod und Einsamkeit, der sich auf beinahe sechs Minuten erstreckt und wie gemacht für den nächsten Tarantino-Soundtrack ist. Besonders Danzigs Stimme hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt, so lebendig und ehreinflößend klang der Mann schon sehr lange nicht mehr - ein Verdienst, auf den auf der Maur stolz sein kann.
"1000 Years" indes ist eine abgefahrene Mischung aus Minimalismus und zügellosem Eskapismus. Der Song schwillt über vier Minuten zu einer tosenden Welle an, um dann abrupt abzubrechen und Platz für eine wahrlich erhabene Coda zu machen.

Auch wenn einige Songs (z.B. "Follow the map", "Meet me on the darkside") das hohe Niveau nicht ganz halten können, ist Melissa auf der Maur mit ihrem Zweitwerk eine gute Platte gelungen. Gewiss nichts für die Ewigkeit, aber genau das Richtige für verregnete Tage im Frühling.

Mittwoch, 12. Mai 2010

[MU] Goldfrapp - Head First

Es beginnt mit Van Halen. Und dann kommt Alison. Und dann kommt noch mehr Van Halen, bis man sich schließlich rudelbumsend dem Schicksal ergibt. Das...stop. Ich fang nochmal an: Goldfrapp. "Felt Mountain". Gänsehautmusik. So begann die Story vor beinahe zehn Jahren. Zwischen dem Matterhorn und Van Halen lagen drei Alben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das laszive "Black Cherry", das im 80er Groove badende "Supernature" und das angenehm herbstlich daherkommende "Seventh Tree" waren allesamt gelungene Platten, wenngleich sie nicht die Strahlkraft des Erstlings erreichten. Und nun also "Head First". Ein Trip durch meterhohe Synthiewände und käsige Chorpassagen, das ultimativ überkandidelte Statement einer Band, der scheinbar wirklich so einiges am Arsch vorbeigeht.
"Head First" scheiße zu finden, ist nicht schwierig, schon der zweite Song "Believer" weckt schlimmste Erinnerungen an tonnenweise Haarspray und Klamotten, die man eigentlich nie wieder sehen wollte. Und so gehts weiter - wer nach dem heillos überfrachteten "Alive" noch steht, und sich damit abgefunden hat, dass Goldfrapp wieder nicht "Felt Mountain II" aufgenommen haben, wird zwar im weiteren Verlauf des Albums noch (spärlich) für seine Geduld belohnt, aber sicher nicht glücklich.

"Head First" ist seicht. Elegant und clever produziert, aber im Endeffekt unglaublich seicht. Die unterkühlte Erotik, die die schnelleren Goldfrapp-Songs früher auszeichnete, ist passé. Hier regieren die Patschpatsch-Snare und ganze Turnhallen voller Hall. Einzelne Lichtblicke wie das zärtlich vor sich hin mäandernde "Hunt" und das bekloppte "Shiny and Warm" können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Album das mit Abstand schwächste Werk Goldfrapps darstellt. Sollte sich der Abwärtstrend tatsächlich fortsetzen, packt mich schon jetzt das Grausen vor der nächsten Platte...

Wenn das grandiose "Voicething" am Ende nicht wäre, würde ich punktemäßig noch mehr draufhauen, so gibt es aber immerhin 2,5 Splibse. Noch einen solchen Ausrutscher verzeih ich denen aber nicht mehr.

Dienstag, 11. Mai 2010

[MU] Don't hassel the Hoff

David Hasselhoff ist ein Mann der Superlative. Er ist der einzige Mensch, der sowohl von einem sprechenden Auto, als auch von sprechenden Brüsten an die Wand gespielt wurde. Darüber hinaus hat er mit seiner Stimme ganz allein (okay, die Scorpions haben noch etwas mitgeholfen...) die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht. Und schließlich kann er Burger "essen" wie kein zweiter!

Das alles sind Leistungen, die ihn zu einem wahren Titanen unserer Tage machen. Eine ganze Zeit lang schien es ja sogar so, dass alles, was "The Hoff" anzufassen schien, sofort der heißeste Scheiß des gesamten Planeten wurde. Doch dann verließ ihn das Glück, und im letzten Jahrzehnt verkam er mehr und mehr zu der Witzfigur, die er eigentlich schon immer war. Trotz seines offenkundig schier unermesslichen Talentes gelang es Hasselhoff nicht mehr mit seinem künstlerischen Werk, sondern nur noch mit seinem Blutspiegel im Alkohol für Schlagzeilen zu sorgen. Führt man sich die Stationen seiner zu langen Karriere vor Augen, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus:

"Knight Rider" und "Baywatch" sind noch heute zwei der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten. Allein die Silikondauerwerbesendung zog in den 90ern zeitweise eine Milliarde Menschen vor die Bildschirme. EINE MILLIARDE. Busen ist halt einfach das Beste, wo gibt. Und selbst obwohl größtenteils der unerträgliche Jack White (nein, nicht der) die Strippen hinter Davids "Musik" zog, gelangen im um 1990 herum besonders im deutschsprachigen Raum riesige Hits - allen voran natürlich "Looking for Freedom", ein Chanson zwischen den Leiden des jungen Werther und Werthers Echten. Hasselhoffs Stern sank während der 90er dann rapide, auch wenn er sich mit aller Gewalt dagegen wehrte (siehe unten). Schlussendlich landete er im Suff, so wie viele große Künstler vor und nach ihm. Das Ende von Hasselhoff ging einher mit dem Ende der Spassgesellschaft, erst wenn wir aufhören über ihn zu lachen, und die tief in seinen Liedern schlummernde Message von Lebensfreude und Zuversicht wieder als solche erkennen, gibt es Anlass, die Jalousien hochzudrehen.

Denn ganz ehrlich: Für das Schaffen Hasselhoffs gibt es nur zwei nachvollziehbare Erklärungen:
1. "The Hoff" ist ein dauerbedröhnter Volltrottel, der für neuen Stoff jeden Scheiß macht.
2. "The Hoff" ist ein absolutes Genie, das jenseits von Gut und Böse operiert.

Ich möchte euch deshalb einige Höhepunkte seines reichhaltigen Schaffens vorstellen, und ihr bildet euch am besten selbst euer Urteil:






Na, was sagt ihr? Ja, genau. Er ist ein Genie, das für neuen Stoff jeden Scheiss macht. Oder sogar schlimmeres...